Mercedes will Milliarden einsparen – Mitarbeiter müssen tief in die Tasche greifen

Mercedes-Benz steht vor einer grundlegenden Umstrukturierung, um die Profitabilität in einem zunehmend herausfordernden globalen Markt zu sichern. Der Konzern plant, im Rahmen des Sparprogramms „Next Level Performance“ bis 2027 jährlich fünf Milliarden Euro einzusparen. Diese Maßnahmen betreffen vor allem die Belegschaft und könnten drastische Einschnitte bei Boni, Zusatzleistungen und sogar Stellenabbau mit sich bringen.

By Diego Delso, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25474940

Kostendruck im globalen Automobilmarkt

Angesichts eines angespannten Wettbewerbsumfelds, das sowohl in Europa als auch in den USA und China zu spüren ist, sieht sich Mercedes-Benz gezwungen, tief in die eigene Kostenstruktur einzugreifen. Der Automobilsektor steht unter Druck, da sinkende Margen und globaler Preisdruck nicht nur die klassischen Luxussegmente, sondern auch den Bereich der Oberklasse-Fahrzeuge betreffen. In diesem Kontext soll das Sparprogramm nicht nur die finanzielle Basis des Konzerns stabilisieren, sondern auch langfristig für mehr Wettbewerbsfähigkeit sorgen.

Die Maßnahmen sehen vor, bereits im Jahr 2025 Einsparungen von rund 2,5 Milliarden Euro zu realisieren – mit der Zielsetzung, bis 2027 jährlich fünf Milliarden Euro einzusparen. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, soll der Konzern nicht nur interne Prozesse straffen, sondern auch in internationalen Werken Kosten senken.


Eingriffe in die Belegschaft und Bonuskürzungen

Ein zentraler Punkt des Sparprogramms betrifft die rund 90.000 tarifbeschäftigten Mitarbeiter. Hier sind insbesondere die Erfolgsbeteiligungen und zusätzliche Leistungen ins Visier genommen worden. In den vergangenen Jahren konnten Mitarbeiter teilweise Boni in Höhe von über 7.000 Euro erhalten – ein Betrag, der nun deutlich gekürzt werden soll. Auch Zuwendungen für langjährige Betriebszugehörigkeit, Jubiläumszahlungen sowie freiwillige Sonderurlaubstage an Weihnachten und Silvester sollen reduziert werden.

Besonders auffällig ist die geplante Änderung an der sogenannten T-Zug-Regelung, die den Beschäftigten bisher die Wahl zwischen zusätzlicher Vergütung und mehr Freizeit ermöglichte. Künftig soll der Fokus vermehrt auf zusätzlichen freien Tagen liegen, was von vielen als ein Versuch gewertet wird, direkte finanzielle Auszahlungen zu vermeiden und dennoch Einsparungen zu erzielen.

Darüber hinaus könnten interne Umstrukturierungen sogar den Abbau von bis zu 20.000 Arbeitsplätzen zur Folge haben. Allerdings betont Mercedes, dass betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 ausgeschlossen bleiben sollen. Stattdessen will man auf sozialverträgliche Maßnahmen setzen, etwa durch Altersteilzeit und natürliche Fluktuation. Diese Maßnahmen sollen gewährleisten, dass der Personalabbau nicht abrupt erfolgt, sondern schrittweise und in Abstimmung mit den Interessen der Mitarbeiter umgesetzt wird.


Internationale Kostenreduktionen und strategische Neuausrichtung

Nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch an internationalen Standorten sind tiefgreifende Einsparungen geplant. So soll beispielsweise das Werk in Tuscaloosa, USA, seine Betriebskosten um 25 Prozent senken. Diese Maßnahme unterstreicht den globalen Ansatz des Sparprogramms, der darauf abzielt, sämtliche Produktionsstandorte zu optimieren. Auch das Portfolio in China soll überarbeitet werden – ein Schritt, der zum Wegfall bestimmter Baureihen und Produktionskapazitäten führen könnte.

Die strategische Neuausrichtung von Mercedes-Benz soll dabei helfen, das Unternehmen auf die sich wandelnden Marktbedingungen vorzubereiten. Vorstandschef Ola Källenius betont in seinen öffentlichen Stellungnahmen, dass man auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat setze. Momentan finden intensive Verhandlungen über die geplanten Kürzungen statt, und es bleibt abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen letztendlich umgesetzt werden.


Widerstand aus der Belegschaft und Forderungen nach nachhaltiger Strategie

Die angekündigten Einsparungen stoßen nicht bei allen auf Zustimmung. Der Betriebsrat kritisiert die Maßnahmen als zu einseitig und wirft dem Management vor, ausschließlich auf kurzfristige Kosteneinsparungen zu setzen. In internen Schreiben, die an die Mitarbeiter weitergegeben wurden, heißt es, dass man von den Beschäftigten nun Forderungen erwarte, um „Ihren Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit“ zu leisten. Diese Formulierung hat bereits für erste Protestaktionen gesorgt, sollte keine Einigung erzielt werden.

Die Arbeitnehmervertretung fordert darüber hinaus, dass die Beschäftigungssicherung über 2030 hinaus verlängert wird – idealerweise bis 2035. Die kritische Haltung der Gewerkschaft unterstreicht, dass allein das Schrubben von Kosten nicht ausreicht, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Vielmehr sei auch eine nachhaltige Wachstumsstrategie notwendig, die Innovationen und Investitionen nicht behindere.


Ausblick und Fazit

Mit dem Sparprogramm „Next Level Performance“ stellt Mercedes-Benz einen radikalen Schritt in Richtung Kosteneffizienz und strategischer Neuausrichtung dar. Ziel ist es, angesichts eines globalen Marktumfelds, das von sinkenden Margen und intensiver Konkurrenz geprägt ist, die Profitabilität des Konzerns zu stabilisieren. Obgleich die Einsparmaßnahmen – insbesondere im Bereich der Mitarbeiterboni und Zusatzleistungen – kurzfristig zu deutlichen Einsparungen führen könnten, steht die Frage im Raum, wie nachhaltig dieser Kurs sein wird.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Verhandlungen zwischen Management und Betriebsrat entwickeln und inwieweit die geplanten Maßnahmen von der Belegschaft mitgetragen werden. Eines ist jedoch klar: Die Umstrukturierungen werden tiefgreifende Veränderungen im Konzern und in der deutschen Automobilbranche mit sich bringen, und die kommenden Jahre werden entscheidend sein für die Zukunft von Mercedes-Benz.


Quellen:
Streichliste: So will Mercedes Milliarden einsparen – t-online, 14.02.2025
Vor allem die Beschäftigten sollen bluten – Uli Baumann, 14.02.2025

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