Die Kraftstoffpreise in Deutschland sorgen derzeit für Aufsehen: Trotz rückläufiger Rohölpreise an den internationalen Märkten steigen die Preise an der Zapfsäule weiter.
Verschiedene Faktoren – von politischen Maßnahmen in den USA über den angehobenen CO₂-Preis bis hin zu regionalen Besonderheiten – beeinflussen aktuell das Endverbraucherpreisniveau.
In diesem Artikel beleuchten wir die Hintergründe der jüngsten Preisentwicklung und was das für Autofahrer in Deutschland bedeutet.
Globale Einflüsse und politische Maßnahmen
Die internationale Öl- und Benzinpreisentwicklung wird stark durch politische Maßnahmen beeinflusst. In den USA hatte Präsident Donald Trump im Wahlkampf versprochen, die Preise für Öl und Benzin zu senken, um die inflationsgeplagten Verbraucher zu entlasten.
Maßnahmen wie eine Lockerung der Fracking-Regulierung, vermehrte Bohrgenehmigungen und die mögliche Freigabe von Schutzgebieten in Alaska zielen darauf ab, das Angebot zu erhöhen und damit die Preise zu drücken. Gleichzeitig wurden auch Gespräche mit wichtigen OPEC-Staaten wie Saudi-Arabien angestrebt, um einen „Deal“ für günstigere Ölpreise zu erzielen.
Dennoch zeigen Experten, dass der globale Ölmarkt zu komplex ist, um ihn allein mit solchen Maßnahmen maßgeblich zu beeinflussen. Mehrere Akteure, konjunkturelle Schwankungen sowie regionale geopolitische Entwicklungen – insbesondere im Nahen Osten – spielen eine entscheidende Rolle.
So sank beispielsweise der Preis der Nordseesorte Brent in einzelnen Phasen von über 80 US-Dollar auf rund 75 US-Dollar je Barrel. Trotz dieses leichten Rückgangs wird jedoch deutlich, dass die internationalen Preisentwicklungen nicht immer unmittelbar zu niedrigeren Endverbraucherpreisen führen.
Steigende Preise an der Zapfsäule
Aktuelle Auswertungen des ADAC, die über 14.000 Tankstellen in Deutschland analysieren, zeigen, dass die Spritpreise in der vergangenen Woche wieder gestiegen sind. Konkret erhöhte sich der Preis für Super E10 im Mittel um 1,7 Cent auf 1,756 Euro pro Liter. Auch Diesel verzeichnete einen Anstieg: Hier stieg der Preis um 1,3 Cent und liegt nun bei 1,691 Euro pro Liter. Diese Preiserhöhungen folgen auf eine Phase, in der die Preise sieben Wochen in Folge kontinuierlich angestiegen waren – wenn auch nach einem kurzen Preisrückgang in der Vorwoche.
Insbesondere der Super E10 erreicht damit ein Jahreshoch, das seit August 2024 nicht mehr beobachtet wurde. Trotz der scheinbar entlastenden politischen Maßnahmen in den USA zeigt sich, dass die Verbraucher an den deutschen Tankstellen weiterhin höhere Kosten zu tragen haben.
Einfluss des erhöhten CO₂-Preises
Ein wesentlicher zusätzlicher Treiber der jüngsten Preisanstiege ist die Erhöhung des CO₂-Preises für klimaschädliche Kraft- und Brennstoffe. Ab dem 1. Januar 2025 wurden die CO₂-Kosten angehoben, was sich unmittelbar auf die Preise an den Tankstellen auswirkt. Laut dem „mehr-tanken Report“ stiegen im Januar 2025 die Preise für verschiedene Kraftstoffarten spürbar: So erhöhte sich der Preis für Super E5 um 6,6 Cent, für Super E10 um 6,5 Cent und für Diesel um 7,3 Cent pro Liter.
Diese Erhöhungen haben das Preisgefüge an den Zapfsäulen in Deutschland deutlich verändert. Während der durchschnittliche Preis für Super E5 im Januar bei 1,793 Euro lag, wurden für Super E10 1,734 Euro und für Diesel 1,676 Euro verzeichnet. Die Einführung des höheren CO₂-Preises hat somit nicht nur direkte Auswirkungen auf den Endverbraucher, sondern verschärft auch die bereits bestehenden Trends eines steigenden Spritpreises.
Regionale Unterschiede und Besonderheiten an den Tankstellen
Neben den globalen und politischen Faktoren spielen auch regionale Unterschiede eine wichtige Rolle bei der Preisgestaltung an den Tankstellen. Der „mehr-tanken Report“ hebt hervor, dass es in verschiedenen Bundesländern und Städten zu erheblichen Preisschwankungen kommt. So sind beispielsweise die durchschnittlichen Preise für Super E5 in Berlin, Baden-Württemberg und Hessen mit Werten um 1,773 bis 1,778 Euro pro Liter günstiger, während in Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Sachsen Preise von bis zu 1,812 bis 1,819 Euro pro Liter erreicht werden.
Auch der Standort der Tankstelle beeinflusst den Preis: An Autobahnen sind die Kosten für Super E5 noch deutlich höher. Im Januar stieg der Preis für Super E5 an Autobahnen um 6,7 Cent und erreichte im Durchschnitt 1,963 Euro pro Liter – in Hamburg lagen die Preise sogar bei über 2,3 Euro pro Liter. Diese Unterschiede können für Autofahrer, die längere Strecken fahren oder auf Autobahnen tanken, erhebliche Mehrkosten bedeuten. Beispielsweise können in Hamburg pro Liter bis zu 52 Cent gespart werden, wenn man abseits der Autobahn tankt – was bei einem Tankvolumen von 70 Litern zu einer Einsparung von rund 36,40 Euro pro Tankvorgang führt.
Unklare Zusammenhänge und Marktschwankungen
Ein weiteres Mysterium der aktuellen Entwicklung besteht darin, dass trotz eines sinkenden Rohölpreises die Endverbraucherpreise an den Tankstellen in Deutschland steigen. Während der Preis für Rohöl der Sorte Brent kurzfristig gesunken ist – in einer Phase von 77 US-Dollar auf 76 US-Dollar pro Barrel –, hat sich dies nicht in sinkenden Benzinpreisen niedergeschlagen. Auch der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar spielt hierbei eine Rolle. Obwohl der Euro gegenüber dem Dollar zuletzt tendenziell stärker geworden ist, spiegelt sich diese Entlastung nicht vollständig an den Zapfsäulen wider.
Ein möglicher Grund für diesen scheinbaren Widerspruch liegt in den verzögerten Preisbildungsmechanismen und den verschiedenen Einflussfaktoren auf den globalen Ölmarkt. Einige Analysten vermuten, dass die Ölunternehmen in den USA und auch OPEC-Staaten auf niedrigere Ölpreise mit einer geringeren Fördermenge reagieren, was die Preisentwicklung zusätzlich beeinflusst. Gleichzeitig sorgt ein vermehrter Vorzieheffekt – wie die vermehrte Ölzufuhr aus Kanada aus Angst vor künftigen Zöllen – für ein zusätzliches Angebot, das den Rohölpreis weiter belastet, ohne die deutschen Endverbraucherpreise unmittelbar zu senken.
Ausblick: Was erwartet die Verbraucher?
Trotz der derzeitigen Preissteigerungen gibt es Hinweise darauf, dass sich die Lage bald entspannen könnte. Der ADAC geht davon aus, dass die Mineralölgesellschaften ihre Preisgestaltung an die globalen Rahmenbedingungen anpassen werden und die Verbraucher so von den niedrigeren Rohölpreisen profitieren könnten. Allerdings bleibt die genaue Entwicklung ungewiss, da zahlreiche Faktoren – von internationalen politischen Entscheidungen bis hin zu regionalen Marktdynamiken – eine Rolle spielen.
Für Autofahrer bedeutet dies, dass kurzfristige Schwankungen an der Zapfsäule weiterhin zu erwarten sind. Es lohnt sich daher, Tankpreise regelmäßig zu vergleichen und gegebenenfalls auch alternative Tankstellen abseits der Autobahnen zu nutzen, um Kosten zu sparen.
Fazit
Die aktuelle Entwicklung der Spritpreise in Deutschland zeigt, dass trotz sinkender Rohölpreise und politischer Maßnahmen in den USA die Endverbraucherpreise an den Zapfsäulen weiter steigen. Der erhöhte CO₂-Preis ab Jahresbeginn, regionale Unterschiede sowie komplexe globale Einflussfaktoren tragen zu diesem Phänomen bei. Verbraucher sollten sich auf kurzfristige Preisschwankungen einstellen und die verschiedenen Faktoren im Blick behalten, während Experten hoffen, dass die Mineralölgesellschaften bald eine Preisanpassung vornehmen und die Verbraucher von günstigeren Rahmenbedingungen profitieren können.
Quellen: